Mit Katzen spielen – aber richtig

mit katzen richtig spielen

Mit Katzen richtig spielen ist (k)ein Kinderspiel – Foto: pyzata, Dollarphotoclub

Spielen ist (k)ein Kinderspiel, auch (nicht) bei Katzen

Der gute Rat „Spiel doch mal mit der Katze!“ ist oft leichter gesagt, als getan. Spielen ist für jede Katze wichtig, egal wie alt, egal welches Geschlecht, egal ob reine Wohnungskatze oder Freigängerin – wobei Spiel für Katzen in reiner Wohnungshaltung in den meisten Fällen noch wesentlich wichtiger ist als für Freigängerinnen.

Spiel ist wichtig für das Wohlbefinden. Spiel lastet körperlich und geistig aus. Spiel ermöglicht das Ausleben/Befriedigen von arteigenen Bedürfnissen und Leidenschaften, wie z.B. der für die Jagd.

Jede gesunde Katze, die sich auch seelisch wohl fühlt, spielt! Jedoch nimmt die Intensität von Spiel mit zunehmendem Alter natürlicherweise nach und nach ab, d.h. jüngere Katzen spielen im Normalfall noch wesentlich öfter, länger und engagierter als ältere oder alte Katzen. Aber auch die ganz alten spielen noch, solange es ihnen psychisch und physisch gut geht – und wenn es auch nur ein paar wenige Minuten pro Tag sind. Spiel bei Katzen wird in verschiedene Kategorien unterteilt. Es gibt:

1. das solitäre Spiel oder Objektspiel

Beim solitären Spiel bzw. dem Objektspiel spielen Katzen allein mit sich und/oder Gegenständen. Also ohne Artgenossen oder andere Lebewesen wie z. Bsp. dem Menschen oder Hunden.

2. das soziale Spiel

Beim sozialen Spiel dagegen spielen Katzen in erster Linie mit Artgenossen, gelegentlich aber auch mit andersartigen Lebewesen (z. Bsp. Menschen oder Hunden).

Soziales Spiel zwischen Katzen und Menschen

Soziales Spiel zwischen Mensch und Katze ist zumeist recht schwierig umzusetzen, weil der Mensch aufgrund seiner viel größeren Körpergröße gar nicht in der Lage ist, soziale Spiele auf Katzenart zu spielen. Wer schafft es schon, sich mit seiner Katze auf dem Boden herum zu kugeln, ohne dass die Kleine einen Schreck kriegt und weg läuft? Zum Glück gibt es Spielzeuge verschiedenster Art, die der Mensch zum Spielen mit seiner Katze nutzen kann. Und das sollte er auch tun, ganz zuverlässig jeden Tag. Denn Spiel hält Körper, Geist und Seele gesund, bei Zwei- wie Vierbeinern gleichermaßen.

„Aber meine Katze spielt nicht mit mir!“ oder „Aber meine Katze interessiert sich gar nicht für die vielen verschiedenen Spielzeuge, die ich ihr schon angeboten habe!“ Diese und ähnliche Sätze höre ich oft in meiner Praxis. Ich frage dann genauer nach, wie und womit die Halter schon versucht haben, ihre Katze zum Spielen zu animieren. Und dabei kommt sehr häufig heraus, dass den Menschen gar nicht so recht bewusst ist, wie sie eigentlich mit einem Spielzeug umgehen müssen, damit dieses auch tatsächlich aus Katzensicht interessant wird. Darum an dieser Stelle ein paar Regeln und Anregungen, was beim „richtigen Spielen mit Katzen“ zu beachten ist, damit es allen Beteiligten Spaß macht. Immerhin soll Spielen ein Vergnügen sein, und keine lästige Pflicht!

Stimmung

Achten Sie darauf, dass Ihre Katze auch in der Stimmung ist zu spielen, wenn Sie ihr ein Spielangebot machen. Schläft sie gerade tief und fest in ihrer Lieblingshöhle, oder hat sie gerade eine große Portion Futter „inhaliert“, stehen die Chancen, dass sie gerade Lust auf ein Spiel hat, eher schlecht.

Deckung

Bieten Sie Ihrer Katze Deckung beim Spielen an. Katzen sind Ansitzjäger, keine Hetzjäger. Das bedeutet, dass sie ihrer Beute lange still und unbewegt auflauern, bevor sie zu dem einen gezielten Sprung ansetzen, mit dem sie die Beute dann packen. Beim Ansitzen und Lauern ist gute Deckung erforderlich, da die Beute so weniger schnell mitkriegt, dass sie im nächsten Moment geschnappt werden könnte.

Deckung beim Jagd- und Lauerspiel zuhause kann z.B. mit einem in große Falten gelegten Teppich erzeugt werden. Oder hinter Sesseln und Sofas, oder hinter Couchkissen, oder hinter Kartons, oder an Türrahmen …

Ungestörtsein

Falls mehrere Katzen in einem Haushalt wohnen, achten Sie darauf, dass jede einzelne auf ihre individuellen Kosten kommt. D. h. falls Sie z. Bsp. ein schnell motivierbares, energisches, aktives Exemplar und ein eher zurückhaltendes haben, geben Sie dem zuletzt genannten die Gelegenheit ohne Störung des anderen und im eigenen Tempo zu spielen. Dafür ist es durchaus legitim, die Katzen zum Spielen vorübergehend räumlich zu trennen. Die Katze, die gerade nicht an der Reihe ist, kann auf der anderen Seite der Tür z. Bsp. mit einem Fummelbrett beschäftigt werden, sodass das „Aussperren“ kein unangenehmes Gefühl bei ihr erzeugt.

Dauer und Häufigkeit

Grundsätzlich ist es sinnvoller, der Katze mehrere kürzere Spielangebote über den ganzen Tag verteilt zu machen, als sich nur einmal täglich für eine ganze Stunde oder länger am Stück mit ihr zu beschäftigen. Wie schon erwähnt, sind Katzen keine Hetzjäger. Ihre Kondition und Ausdauer sind daher nicht besonders großzügig ausgeprägt. Die meisten kommen mit 15-minütigen Spieleinheiten gut zurecht. Und 4-6 Mal 15 Minuten lassen sich im Normalfall auch besser und regelmäßiger einrichten, als 60-90 Minuten auf einmal.

Größe, Geräusche, Textur des Spielzeugs

Katzen jagen, wenn sie Selbstversorger sind, zum überwiegenden Teil Mäuse und Insekten.

Gelegentlich auch schon mal junges oder krankes Niederwild oder selten auch bodenbrütende Vögel. Die Größe ihrer Beutetiere ist also insgesamt recht gering. Achten Sie bei der Auswahl der Spielzeuge darum darauf, dass das Spielzeug in Größe, Geräuschen und Textur einem potentiellen Beutetier ähnelt. Zu groß oder zu laut hemmt die Katze unter Umständen.

Achtung Kleinteile! Bei Katzenspielzeug gilt im Großen und Ganzen dasselbe wie bei Kleinkindspielzeug: alles, was verschluckt werden kann, ist ungeeignet. Reißen Sie also bitte aufgeklebte Augen oder Ähnliches von Spielzeugen ab, bevor Sie sie zum Spiel freigeben – oder kaufen Sie gleich andere Spielzeuge.

Bewegung des Spielzeugs

Kein (geistig) gesundes Beutetier würde auf eine Katze zu laufen und ihr auf dem Kopf, vor oder auf der Nase oder dem Körper herumspringen. Das käme schließlich einer Einladung im Sinne von „Hier bin ich! Na los, friss mich!“ gleich. Bewegen Sie ihre Spielzeuge also bitte auch nicht in dieser Weise, denn das kann bei Ihrer Katze ein unangenehmes Gefühl und damit keine Lust auf Spiel oder sogar Rückzug erzeugen. Wehrhafte Beute ist potentiell gefährlich! Sie bewegt sich im Normalfall vom Räuber (der Katze) weg! Bewegen Sie ihre Spielzeuge also bitte auch so, wie sich ein Beutetier bewegen würde, dann kann auch der Jagdreflex der Katze erwachen.

Ach ja: und „tot“ herum liegendes Spielzeug muss gar nicht mehr gejagt werden ;o)

Nicht zu früh aufgeben!

Nochmal: Katzen sind Lauerjäger. Werfen Sie also die Flinte nicht zu früh ins Korn, nur weil Ihre Katze nicht sofort wie wild hinter der Angel her rennt, sondern „nur blöd guckt“. Wahrscheinlich lauert sie einfach noch, bevor sie zum ersten Sprung ansetzt, und das kann schon mal etwas länger dauern.

Und nun viel Spaß beim Spielen!

*mieaou*

autorin anja bahn

Anja Bahn

Anja Bahn ist geprüfte ATN-Katzenpsychologin und Bach-Blütentherapeutin für Tiere. Neben ihrer mobilen Beratungspraxis „Katzenzeit“ betreut sie als Lektorin die Blogs von ATN und ATM und steht dem Autoren-Team der ATN-Skripte zu Katzenverhalten und Katzenverhaltenstherapie beratend zur Seite. Anja Bahn ist Mitglied im VDTT und lebt mit ihren Katzen in Leverkusen.

Webseite: katzen-zeit.de

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