Übergewichtige Katzen – Mit durchdachter Diät zum Idealgewicht – Pixabay – MrsBrown
Übergewicht stellt ein zunehmendes Problem im Alltag unserer Hauskatzen dar. In einer deutschen Studie zeigten sich 48% aller untersuchten Katzen als übergewichtig (Becker et al., 2012). Häufig wird das zu hohe Gewicht des Tieres vom Halter nicht erkannt oder nicht ernst genommen – mit teilweise fatalen gesundheitlichen Folgen für die Katze.
Übergewicht infolge falscher Fütterungsgewohnheiten der Katze
Oftmals führen falsche Fütterungsgewohnheiten durch den Halter zu Übergewicht. So neigten einer Studie zufolge mit „Premiumfutter“ gefütterte Katzen eher zu Übergewicht als deren Artgenossen, die mit „No Name-Futter“ ernährt wurden. Grund hierfür war unter anderem, dass die Futtermenge trotz des 30% energiereicheren Premiumfutters nicht reduziert wurde.
Auch als Belohnung zusätzlich gegebene Leckerlis addieren sich zum täglichen Kalorienkonto und werden meist nicht von der täglichen Ration abgezogen. Genauso verhält es sich mit Futterstellen bei Nachbarn.
Ebenso konnte festgestellt werden, dass Katzen dazu neigen, schmackhaftes Futter (frisches Fleisch oder Fisch) und Nahrung mit hohem Fettgehalt gerne in zu großen Mengen zu sich nehmen, wenn dies nicht vom Halter kontrolliert wird. Bislang nicht nachgewiesen ist ein erhöhtes Risiko zu Übergewicht in Verbindung mit der Art der Fütterung wie Trockenfutter, Nassfutter oder selbstzubereitete Nahrung.
Mögliche gesundheitliche Auswirkungen einer felinen Adipositas können sein:
- Diabetes mellitus
- Leberverfettung (Hepatische Lipidose)
- Fell- und Hautprobleme
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Harnwegserkrankungen
- Gelenk- und Bewegungsprobleme
- Atemwegserkrankungen
Wichtig in der Katzenernährung – die Flüssigkeitsaufnahme
Auch die Flüssigkeitsaufnahme spielt eine wichtige Rolle in der Katzenernährung. Viele Katzen trinken – gerade in Verbindung mit der Fütterung von Trockenfutter – eher zu wenig. Dies kann zu Problemen der Niere und Harnwege führen. Um die Katze zum Trinken zu motivieren, können verschiedene Maßnahmen zielführend sein:
- mehrere Näpfe in der Wohnung verteilen, an denen das Tier mehrfach am Tag vorbeikommt.
- Unterschiedliche Materialien als Trinkgefäße verwenden
- Nicht alle Gefäße gleichzeitig frisch auffüllen. Manche Katze mag lieber abgestandenes Wasser.
- zusätzlich Zimmerbrunnen aufstellen. Durch das sich bewegende und plätschernde Wasser wird die Katze eher zur Wasseraufnahme animiert.
Ein Zimmerbrunnen kann zur vermehrten Flüssigkeitsaufnahme der Katze beitragen. (© Svenja Dette)
Friss die Hälfte (F.d.H.)“ ist keine optimale Lösung
Als erste diätetische Maßnahme kommt den meisten Menschen in den Sinn, einfach die Futterration zu reduzieren. Denn weniger Nahrung entspricht auch weniger Kalorien. Leider ist dies für die Katze ein sehr problematischer Ansatz. Denn hierbei kann ein erheblicher Mangel an essenziellen Nährstoffen auftreten.
Alleinfutter für Tiere im Erhaltungsbedarf sind so konzipiert, dass sie in der Menge, welche für den täglichen Energiebedarf benötigt wird, den lebensnotwendigen Nährstoffanteil des Tieres abdecken. Wird diese Menge im Erhaltungsfutter drastisch reduziert, so verringern sich auch die Nährstoffe. Ebenso kann ein Eiweißmangel bei dieser Art der Reduktionsdiät auftreten. Dies führt zu vermehrtem Abbau von körpereigenen Proteinen, wie z.B. zum Abbau von Muskelmasse. Zudem führt eine reine Reduzierung der Futterration zu einer eingeschränkten Sättigung. Durch das daraus entstehende Hungergefühl können die Tiere zusätzlich in Stress geraten und unerwünschtes Verhalten wie Futterbetteln, Stehlen von Nahrung, Zerstörungswut innerhalb der Wohnung oder Unsauberkeit entwickeln.
Beachte: Stress ist bei der Gewichtsabnahme möglichst zu vermeiden oder wenigstens auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Tatsächlich stellt dauerhafter Stress einen nicht unerheblichen Risikofaktor für die Entstehung von Übergewicht bei Katzen dar. Daher sollte vor dem Einleiten einer Diät immer neben der Kontrolle des Gesundheitszustandes der Katze auch eine eventuell vorhandene psychische Über- oder Unterforderung überprüft werden. Eine gute Zusammenarbeit von Tierarzt, Ernährungsberater und Verhaltensberater sind die optimale Grundlage für eine erfolgreiche Therapie.
Die richtige Reduktionsdiät für übergewichtige Katzen
Bei einer auf die Katze abgestimmten Reduktionsdiät ist gewährleistet, dass das Tier mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird, damit keine Mängel entstehen und alle lebenswichtigen essenzielle Fettsäuren im Futter enthalten sind. Wichtig ist zudem die Qualität des Proteins – und nicht die Höhe des Gehaltes an Proteinen im Futter.
Je hochwertiger das Protein, umso weniger wird benötigt, da hochwertiges Protein mehr essentielle Aminosäuren beinhaltet. Hochwertiges, tierisches Protein hat somit mehrere Vorteile:
Vermeiden eines Mangels an essenziellen Aminosäuren
Förderung des gezielten Fettabbaus
Erhalt der Muskulatur
Für ein ausreichendes Sättigungsgefühl trotz Energierestriktion und zur Förderung der Darmgesundheit sorgen Ballaststoffe.
Unterschied zwischen Lightfutter und Diätfutter
Schnell wird bei Tieren mit Gewichtsproblemen zum sogenannten „Lightfutter“ gegriffen. Doch schaut man sich dieses genauer an, ist die Zusammensetzung häufig unzureichend und die oft enthaltenen minderwertigen Eiweiße sind ungeeignet. Der Hauptinhaltsstoff besteht zumeist aus Geflügelmehl: ein Gemisch aus dem ganzen Tier mit Federn, Füßen, Krallen, Schnäbeln, aber auch Innereien etc. Geflügelmehl weist somit eine sehr minderwertige Eiweißqualität auf. Lediglich Geflügelfleischmehl beinhaltet den reinen Fleischanteil und damit hochwertiges Eiweiß. Der Begriff „Lightfutter“ kann vom Hersteller selbst vergeben werden. In den meisten Fällen stellt er das kalorienärmste Produkt einer Produktserie dar. „Lightfutter“ kann also durchaus dieselbe Kalorienzahl haben wie das „normale“ Futter eines anderen Herstellers und eignet sich daher nur sehr bedingt zum Abnehmen.
Die Bezeichnung Diätfutter dagegen ist rechtlich geschützt und muss bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. Es werden auf dem Diätfutter unter anderem der Energiegehalt und die empfohlene Fütterungsmenge angegeben. Zudem erfolgt eine Angabe über den geeigneten Einsatz bei bestimmten Erkrankungen. Diätfuttermittel dienen nämlich nicht nur zur Gewichtsreduktion, sondern werden auch für die Ernährung bei gesundheitlichen Störungen wie beispielsweise Harnwegsproblemen, Diabetes mellitus oder Nierenerkrankungen empfohlen.
Gut zu wissen: der Rohfaseranteil in Diätfuttermittel ist oftmals sehr hoch (8,2%). Damit soll eine lange Sättigung des Tieres erreicht werden. Das führt in der Konsequenz dann dazu, dass die Kotmenge ansteigt.
Der gesündeste Gewichtsverlust bei übergewichtigen Katzen
Eine gesunde Abnahme geschieht nicht von heute auf morgen, sondern erfordert Zeit und Geduld. Bei einer Katze ist es besonders wichtig, auf langsame, aber stetige Fortschritte zu achten. In der Diät sollte eine Katze maximal 1-3% ihres Körpergewichts pro Woche verlieren. Ein Kilogramm Gewichtsabnahme kann je nach Katze durchaus bis zu 18 Wochen dauern. Je übergewichtiger eine Katze ist, desto langsamer sollte sie abnehmen, da ansonsten die Leber Schaden nehmen kann.
Die Abnahme darf also gerne ein paar Wochen länger dauern. Wichtig ist dabei zu beachten, dass Fastentage lebensgefährlich sind und zu einer Leberverfettung (hepatische Lipidose) führen können: die Leber weist dann keine Funktion mehr auf und die Katze kann sterben.
Katzen regieren oft sehr mäkelig auf Futterumstellung. Die Einstellung, eine Katze mal eine Weile hungern zu lassen, dann frisst sie schon wieder, kann zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen. Ein auf Katzenernährung geschulter Tierarzt oder ein ausgebildeter Ernährungsberater hilft Ihnen, einen gezielt auf Ihre Katze abgestimmten Diätplan zusammenzustellen und findet auch für den wählerischen Vierbeiner eine geeignete Lösung.
Abnahmezeitraum einer übergewichtigen KatzeAbnahmezeitraum einer übergewichtigen Katze (© Svenja Dette)
Diät-Tipps für eine erfolgreiche Gewichtabnahme
- Vor der Diät: Führen Sie vor der Diät eine Weile Tagebuch über die aktuellen Fütterungsgewohnheiten Ihrer Katze. Jede Person, die dem Tier im Laufe des Tages etwas Essbares anbietet, notiert sich den Zeitpunkt sowie Art und Menge der Nahrung. Darunter fallen auch die Leckerlis, das Stückchen Käse, das bisschen Sahne vom Finger u.ä. Oft sind sich die Halter gar nicht bewusst darüber, wieviel die Katze zwischendurch zusätzlich erhält.
- Futterportionen abwiegen: Eine übergewichtige Katze sollte 60 – 80% des Energiebedarfes ihres Idealgewichtes erhalten. Es ist sinnvoll, das Futter mithilfe einer Küchenwaage abzuwiegen. Das Verwenden von Messbechern kann zu Ungenauigkeiten führen. Die strikte Einhaltung von Futtermengen spielt jedoch bei einer erfolgreichen Diät eine erhebliche Rolle.
- Abnehmtagebuch führen: Wiegen Sie ihre Katze wöchentlich und dokumentieren Sie die Abnahme schriftlich. Notieren Sie auch, wie viel Gramm des jeweiligen Futters (Feuchtfutter, Trockenfutter) Sie Ihrer Katze täglich füttern. Vergessen Sie nicht, die Leckerlis mit aufzulisten. So können Sie Zusammenhänge erkennen und erhalten einen besseren Überblick.
- Mehrere Mahlzeiten am Tag: Teilen Sie die Mahlzeiten auf mehrere Portionen am Tag auf (sind Sie außer Haus, eignen sich Futterautomaten für eine Fütterung in der Abwesenheit). In der freien Natur fressen Katzen täglich zwischen 10- 15 kleine Mahlzeiten.
- Trockenfutter: Bei Trockenfutter ist zu beachten, dass dieses eine höhere Energiedichte im Vergleich zum Nassfutter aufweist. 100g Nassfutter haben beispielsweise ca. 100 kcal, während die gleiche Menge Trockenfutter bereits ca. 300-400 kcal aufweist.
Futterautomat, bei dem die Zeit der Öffnung eingestellt werden kann (© Svenja Dette)
- Mehrkatzenhaltung oder andere Haustiere: Treffen Sie Maßnahmen, damit Ihre Katze sich nicht am Futter der anderen bedient. Hier eignen sich zum Beispiel erhöhte Futterplätze für die „schlankeren“ Katzen, die von den Übergewichtigen nicht erreicht werden können. Weitere Möglichkeiten bieten Futterautomaten per Chip, die sich nur für die jeweilige Katze öffnen lassen, die den entsprechenden Transponder trägt (Es handelt sich hier um den für die Kennzeichnung eines Hautieres implantierten Transponder).
Futterautomat, der sich mittels des implantierten Chips öffnen lässt. (© Svenja Dette)
- Nachbarn: liebgemeinte Leckerlis der Nachbarn können den Abnehmerfolg lindern. Sprechen Sie daher mit Ihren Nachbarn über dieses Problem und machen Sie beispielsweise eine Maximalmenge an Leckerlis pro Tag aus, die die Nachbarn verfüttern dürfen.
Wenn die Gewichtabnahme etwas länger dauert oder es mal kleine Rückschritte gibt, ist das kein Grund zur Verzweiflung. Die Hauptsache ist, dass der Trend in die richtige Richtung geht.
Die richtige Ernährung der Katze – nur ein Baustein der Gewichtsreduktion
Mit der richtigen Ernährung sind Sie bereits auf einem guten Weg zu einer gesunden und effizienten Gewichtsreduktion Ihrer adipösen Katze. Nicht vergessen sollten Sie allerdings auch die Aktivität und tägliche Bewegung übergewichtiger Katzen. Ähnlich wie bei adipösen Menschen sind alle Maßnahmen zur Erhöhung körperlicher Aktivität langsam zu beginnen und die Intensität darf nur allmählich gesteigert werden.
Im Zweifel ziehen Sie bitte einen gut ausgebildeten Verhaltensberater hinzu. Auch bei der Ernährungsumstellung stehen Sie nicht alleine da. Holen Sie sich den Rat von Fachpersonen wie einen auf Katzenernährung spezialisierten Tierarzt und/oder einen Ernährungsberater, um Ihrer Katze sowohl während der Diät als auch bei der Erhaltung des reduzierten Gewichtes dauerhaft helfen zu können.
Welche weiteren Faktoren die Entstehung von Übergewicht begünstigen und wie Sie beurteilen können, ob Ihre Katze noch normalgewichtig ist, lesen Sie hier.
Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der unabhängigen Tierernährungsberaterin Jessica Lepa aus Herford www.futteria.com
Quelle:
BECKER N., DILLITZER N., SAUTER-LOUIS C., KIENZLE E. (2012) „Fütterung von Hunden und Katzen in Deutschland.“ Tierärztliche Praxis Kleintiere
Case, Carey, Hirakawa: Ernährung von Hund und Katze – Leitfaden für Tierärztinnen und Tierärzte, 1997 Schattauer Verlagsgesellschaft mbH, Lenzhalde 3, D-70192 Stuttgart, ISBN 3-7945-2021-1)
LAFLAMME D. P. (1997) „Development and validation of a body condition score system for cats: A clinical tool.“ Feline Practice, 25(5), S. 13-18
Julia Trossen: Unterschiede im Energieumsatz und Futteraufnahmeverhalten zwischen Katern mit und ohne genetisch bedingte Prädisposition zu Übergewicht (University of Zurich, Vetsuisse Faculty, 2016, S. 4) www.zora.uzh.ch/id/eprint/124747/1/Dissertation-Trossen.pdf
Mircea Pfleiderer, Birgit Rödder: Was Katzen wirklich wollen (Gräfe und Unzer Verlag, 2014, ISBN 978-3-8338-3945-0)
Gisela Bolbecher, Natalie Dillitzer: Ganzheitliche Ernährung für Hund und Katze – individuell – typgerecht – natürlich (Georg Thieme Verlag Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-241190-6)
Svenja Dette
Svenja Dette ist gelernte Bürokauffrau und arbeitet in diesem Berufsfeld hauptberuflich. Da sie selbst zwei übergewichtige Katzen aus dem Tierheim adoptiert und sich bezüglich der Gewichtsreduzierung vielfältig informiert hat, wurde das Interesse für Katzen immer mehr verstärkt.
2018 begann sie daher den Fernlehrgang zur „Verhaltensberatung mit dem Spezialgebiet Katze“ bei der ATN, den sie 2019 erfolgreich abgeschlossen hat. Mit ihrem erworbenen Fachwissen bietet sie nun anderen Katzenhaltern bei Problemen mit ihren Vierbeinern Rat und Unterstützung, um beiden – Mensch und Tier – zu einem harmonischen Zusammenleben zu verhelfen.