Übergewichtige Hunde sterben früher

uebergewicht bei hunden schlanke hunde leben laenger

Übergewicht bei Hunden: Schlanke Hunde leben länger – Foto: Patricia Lösche

Die Zahl übergewichtiger Hunde wächst rapide. Vielen Tierbesitzern ist nicht klar, wie gravierend die negativen Folgen von Übergewicht – fachsprachlich als Adipositas bezeichnet – tatsächlich sein können. Der Wohlstandsspeck hat schwere und schwerste Erkrankungen zur Folge.

Übergewicht begünstigt schwere Erkrankungen

Die Liste von Krankheiten, die durch Übergewicht entstehen oder zumindest gefördert werden können, ist lang:

  • Orthopädische Erkrankungen
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Neoplasien (Tumore)
  • Stoffwechselstörungen
  • Atemwegserkrankungen
  • Herzerkrankungen
  • Nierenfunktionsstörungen

All das sind Krankheiten, die mit Adipositas in Verbindung gebracht werden können. Darin unterscheiden sich vor allem Hunde, ab er auch Katzen und zuweilen auch Pferde nicht vom Menschen. Aber vor allem der Hund ist gefährdet, weil sein Leben am engsten mit dem des Menschen verbunden ist. Im Zusammenhang mit Adipositas teilt er mit ihnen Herzerkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck.

Übergewicht bei Hunden: Das tödliche Quartett

Das wachsende weiße Fettgewebe sorgt einerseits durch das Gewicht selbst und die damit in Verbindung stehenden funktionellen Einschränkungen für eine ungesunde Belastung von Organen und Knochen. Andererseits sorgt es für einen gestörten Stoffwechsel. In der Folge kommt es zu einer chronischen Entzündungsreaktion, die wiederum ursächlich für das entstehende metabolische Syndrom verantwortlich ist. Darunter versteht man die fatale Kombination aus Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen. In der Humanmedizin gelten Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck und Störungen des Fettstoffwechsel als tödliches Quartett.

Übergewicht bei Hunden reduziert wie beim Menschen auch die durchschnittliche Lebenserwartung. Sie sterben deutlich früher als ihre normalgewichtigen Artgenossen. Das wurde bereits in klinischen Studien nachgewiesen. Eine im Dezember 2018 veröffentlichte wissenschaftliche Studie wertete jetzt erstmals anonymisierte Halterdaten von über 50.000 Hunden aus. Verwendet wurden Krankenakten von 900 vorwiegend amerikanischen Tierkliniken aus der Zeit zwischen 1994 und 2015. Untersucht wurden die Rassen

  • American Cocker Spaniel
  • Beagle
  • Boxer
  • Chihuahua
  • Dachshund
  • Deutscher Schäferhund
  • Golden Retriever
  • Labrador Retriever
  • Pit Bull Terrier Typen
  • Pomeranian (Zwergspitz)
  • Shih Tzu
  • Yorkshire Terrier.

Bei kleinen Hunden wiegt Übergewicht doppelt schwer

Berücksichtigt wurden sowohl demographische (Rasse, Geschlecht…) als auch regionale (Wohnort) Aspekte sowie die Kranken- und Sterbedaten. Für alle Rassen konnte eine deutliche Verringerung der Lebenserwartung festgestellt werden, wenn auch in rassebedingt unterschiedlichem Ausmaß. Wobei die durchschnittliche Lebenserwartung der kleineren Rassen (z.B. Chihuahua rund 2 Jahre, Yorkshire 2,5 Jahre, Zwergspitz knapp zwei Jahre) deutlich stärker reduziert wurde als die der größeren (Boxer sechs Monate; Golden Retriever acht Monate). Damit wurden frühere rein klinische Studien auch aufgrund von Halterdaten, also aus dem Leben gegriffenen Daten, bestätigt.

die vermeidung von uebergewicht bei hunden beginnt im welpenalter

Die Vermeidung von Übergewicht bei Hunden beginnt im Welpenalter (Foto: Patricia Lösche)

Wer seinem Hund – und selbstverständlich auch seinen anderen Haustieren – etwas Gutes tun möchte, der achtet auf ihr Gewicht. Natürlich freuen sich Bello und Bella, Minka und Moritz über gereichte Leckerlis und prall gefüllte Näpfe. Aber die Leckerchen erfreuen auch, wenn sie ganz winzig sind und der weniger volle Napf wird nicht minder freudig begrüßt. Unsere Tiere können die Konsequenzen überzähliger Kalorien nicht abschätzen, unnötige Fettpolster sind in der Natur nicht vorgesehen. Gewichtskontrolle in einer Überflussgesellschaft ist unsere Verantwortung als Mensch. Abgesehen davon, dass die geliebte Fellnase oft Jahre früher den Gang über die Regenbogenbrücke wird gehen müssen ist eine durch Schmerz, Atemnot, Herz- und Stoffwechselprobleme verringerte Lebensqualität auch für Tiere keine schöne Perspektive. Die Vorsorge dafür beginnt schon im Welpenalter und zieht sich durch das ganze Leben.

Übergewicht bei Hunden durch individuelle Fütterung vermeiden

Futtermengen sollten sich nach dem individuellen Bedarf richten. Ein normalgewichtiger Hund hat keine sichtbaren Rippen, aber beim Darüberstreichen sollten die Rippen deutlich fühlbar sein. Wobei Windhunde hier eine kleine Ausnahme insofern darstellen, als sie rassebedingt tendenziell eher rippig sind. Die Futtermenge, mit der das optimale Gewicht erreicht wird, ist für den jeweiligen Hund die richtige, unabhängig davon, was auf der Verpackung steht. Wer sich unsicher ist, sollte einen Ernährungsspezialisten, Therapeuten oder Tierarzt zu Rate ziehen. Wer es ganz genau wissen möchte, kann auch selbst eine Ausbildung machen.

Aber Vorsicht: Gewichtsreduktion beim übergewichtigen Hund muss kontrolliert und in kleinen Schritten erfolgen, damit der Organismus nicht überfordert wird.

Quelle:

Carina Salt et al.: Association between life span and body condition in neutered client-owned dogs (Journal of Veterinary Internal Medicine, Volume 33, Issue 1 vom 11.Dezember 2018)

Ausbildung zum Hundeernährungsberater ATN - verschiedene Dosen mit Hundefutter und Leckerlis
autorin patricia loesche

Patricia Lösche

Patricia Lösche ist freie Autorin, Text- und Bild-Journalistin. Der Dolmetscher-Ausbildung folgten Biologie- und Journalistik-Studium, freier und redaktioneller Journalismus für verschiedene große Verlage. Später dann die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin an der ATM und die Tierpsychologie-Ausbildung an der ATN. Empathie, Achtung und Verständnis auf Augenhöhe im Umgang mit Tieren sind Patricia Lösche ein besonderes Anliegen. Seit 2014 schreibt sie für ATM und ATN Blogbeiträge, ist Autorin von Skripten und betreut als Tutorin die Studierende unterschiedlicher Fachbereiche. In die Wissensvermittlung fließen mehrjährige Praxis-Erfahrungen aus der naturheilkundlichen Behandlung von Pferden, Hunden und Katzen ebenso ein, wie die jahrzehntelange Erfahrung eigener Tierhaltung. Sie ist Mitglied im Fachverband niedergelassener Tierheilpraktiker (FNT) und 1.Vorsitzende im Berufsverband der Tierverhaltensberater und –trainer (VdTT).

Nach oben scrollen