Katzenverhaltensberater Tierberuf
Sie sind die Analysten und ein bisschen auch die Pädagogen unter den Tierberuflern: Verhaltensberater fokussieren in ihrer Arbeit auf das gesamte Lebensumfeld eines Tieres. Das setzt nicht nur ausgeprägte Beobachtungsgabe und Wissen über das jeweilige Individuum voraus. Es erfordert zugleich ein tiefgründiges Verstehen des Tieres an sich, der Systematik der jeweiligen Tierart und der jeweiligen Beziehung des Halters zum Tier.
Katzen sind der Deutschen Lieblingshaustier, aber in ihrem Verhalten sehr ursprünglich geblieben. John Bradshaw sagt sogar, dass jede einzelne Katze erst lernen müsse, ein Haustier zu sein. Die Katze lebt zwar seit einigen Jahrtausenden beim Menschen, hat sich aber selbst domestiziert. Diese Ursprünglichkeit kollidiert heute vielfach mit wenig artgemäßen Haltungsbedingungen, auf die Katzen besonders sensibel und schnell mit für den Menschen problematischem Verhalten oder sogar Verhaltensstörungen reagieren können.
Katzenverhaltensberaterin Anne-Katrin Mausolf musste diese Erfahrung selbst machen, als sie Katzenhalterin war, engagiert und verliebt in ihre Tiere, aber noch nicht ausgestattet mit ihrem heutigen Fachwissen. Wie in so vielen Mehrkatzenhaushalten kriselte es zwischen ihren beiden Stubentigern. Sie erinnert sich: „Ich habe so viel gelesen und recherchiert, viele Tipps in Foren und Büchern bekommen, aber nichts hat langfristig zu einer Verbesserung geführt. Eher das Gegenteil: Es wurde durch einige Tipps schlimmer. Darum begann ich schließlich an der ATN das Studium „Katzenpsychologie“, heute heißt der Studiengang „Katzenverhaltensberatung“. Gleichzeitig besuchte ich viele Seminare bei namhaften Katzenverhaltensberaterinnen, z.B. bei Christine Hauschild, die auch Autorin bei der ATN ist.“ Nach einem Hausbesuch der Katzenpsychologin und vielen fundierten und hilfreichen Tipps, die zwar aufwändiger waren als die aus dem Internet, wurde es besser. „Mein Entschluss stand fest: das wird mein neuer Beruf, ich möchte Menschen unterstützen, ihre Katzen besser zu verstehen, und beiden zu einem harmonischen Zusammenleben verhelfen, geprägt von Respekt, Wissen und Vertrauen.“
Während der Ausbildung und in den Seminaren wurde Anne-Kathrin Mausolf klar, dass in der modernen, vor allem aber in der reinen Wohnungshaltung, zwei Dinge kollidieren: das sehr ursprünglich gebliebene Katzenverhalten und die oft nicht dazu passenden Vorstellungen von Menschen und Anforderungen an ihre Katze. Dahinter steckt oft die Unwissenheit über die Bedürfnisse der Katze.
Seit dem Ende ihrer Ausbildung an der ATN betreibt Anne-Katrin Mausolf eine eigene mobile Beratungspraxis für Katzenverhalten. „Katzenhalter fühlen sich oft unverstanden und sind unendlich froh darüber, dass jemand ihre Probleme ernst nimmt. Viele leiden sehr unter dem unerwünschten Verhalten ihrer geliebten Samtpfoten. Probleme wie das Absetzen von Urin außerhalb des Katzenklos, Aggressionen gegenüber Menschen oder Artgenossen, Angstverhalten, Probleme im Mehrkatzenhaushalt oder psychosomatische Erkrankungen lassen Katzenhalter manchmal so sehr verzweifeln, dass sie nicht mehr weiter wissen“, sagt Anne-Kathrin Mausolf. Viele Halter seien sehr erstaunt darüber, dass es Menschen gibt, die in diesen Situationen beratend zur Seite stehen, dass es also Hilfe gibt und sie nicht allein sind.
„Im Laufe der Ausbildung habe ich gemerkt, wie wenig ich bisher wirklich über Katzen wusste und wie viel es noch zu lernen gibt“, gesteht Frau Mausolf auf dem Weg zu einem Beratungstermin. Für heute stehen zwei Erstberatungen im Kalender. Durchschnittlich zwei Stunden, oft sogar länger, veranschlagt sie dafür. Der erste Kunde, Freigänger-Kater Bobby, hat wegen der Vogelgrippe seit neuestem Stubenarrest und ist darüber alles andere als erfreut.
Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten hat Anne-Katrin Mausolf für ihn und seine Halter, Familie Krüger, im Gepäck. „Das Thema Spiel und Beschäftigung wird in der Katzenhaltung häufig stark unterschätzt, besonders wenn es um Freigängerkatzen geht“, weiß die Verhaltensberaterin. „Bei vielen Menschen laufen die Katzen einfach nebenher, gelten als anspruchslos und pflegeleicht. Das scheint aber oft nur so. Katzen sind wahre Hochleistungsjäger, deren gesamtes Sein darauf ausgerichtet ist, fit zu bleiben, Beute zu machen und zu überleben.“ Viele Verhaltensprobleme bei Katzen resultieren entsprechend aus einem Mangel an passenden Beschäftigungsmöglichkeiten. „Aus dem Vorgespräch weiß ich, dass Bobbys Familie das bewusst ist, und sie wissen auch, dass es für einen eingefleischten Freigänger noch um ein Vielfaches belastender sein muss, sprichwörtlich eingesperrt zu sein. Darum haben sie mich angerufen und um eine Beratung gebeten.“
Vor Ort findet zunächst ein längeres Anamnesegespräch statt, in dem die Halter von ihrem Kater berichten: Womit verbringt er am liebsten seine Zeit (sowohl drinnen als auch draußen), was sind frustrierende Faktoren in seinem Leben, wie ist sein Charakter. Mausolf versucht, durch gezielte Fragen, ein Gefühl für den Kater, sein Leben, seine Menschen und seine Bedürfnisse zu bekommen. So kann sie individuell passende Vorschläge zu Beschäftigungsangeboten machen. Anschließend lässt sie sich Bobbys Lebensraum, seine Lieblingsplätze und seine Rituale mit seinen Menschen zeigen.
Im zweiten Teil des Termins gibt es erste Ratschläge und Ideen für Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein Markersignal wird gemeinsam aufgebaut, so dass Bobby und seine Menschen direkt mit dem empfohlenen Tricktraining starten können. Weitere und vertiefende Informationen gibt es später per Mail. Auch die Nachbetreuung findet in diesem Fall per Videochat, telefonisch und per Mail statt.
Nach fast zwei Stunden macht sich die Verhaltensberaterin wieder auf den Weg. Nächstes Ziel sind die beiden Kater Mucki und Merlin, die sich zunehmend schlechter verstehen, ohne dass Halterin Juliane Müller den Grund erkennen kann. „Früher haben sie sich super verstanden, aber seit einiger Zeit gehen sie sich zunehmend aus dem Weg oder fauchen sich an. Richtige Kämpfe gibt es aber nicht.“ Merlin ist auch gegenüber Anne-Katrin Mausolf sehr scheu, nur kurz bekommt sie ihn zu Gesicht. Für die Verhaltensberaterin dennoch lange genug, um auffällig kahle Stellen an den Innenseiten von Merlins Hinterbeinen zu entdecken. Auch glänzt sein Fell weniger als das von Mucki.
„Ich würde Merlin tierärztlich untersuchen lassen“, empfiehlt Anne-Kathrin Mausolf. Denn zum veränderten Miteinander der beiden Kater könne auch eine Erkrankung von Mucki beitragen. „Unwohlsein, Schmerzen und andere gesundheitliche Probleme können bei Katzen oft zu Verhaltensveränderungen, Rückzug oder Aggression führen. Das beeinflusst das Verhältnis der Katzen zueinander. Wir können gern mit der Umsetzung der Handlungsempfehlungen beginnen, aber wenn hinter Muckis verändertem Verhalten körperliche Ursachen stehen, müssen diese in jedem Fall behoben werden, um eine langfristige Verbesserung zu erreichen.“ Ansonsten könne ein Teufelskreis beginnen: Krankheit, Schmerzen oder Unwohlsein verändere das Verhalten der erkrankten Katze gegenüber der Zweitkatze, was wiederum diese veranlassen kann, anders als gewohnt auf ihren Kumpel zu reagieren.
„Wir werden zunächst Liegeplätze, Spiel, Beschäftigung und Aufmerksamkeit durch den Menschen im Überfluss anbieten, um Ressourcen-Konflikte zu vermeiden“, erläutert Mausolf ihr Vorgehen. „Außerdem müssen die beiden wieder lernen, die Signale des anderen ernst zu nehmen und adäquat zu reagieren. Die Halter werden in Zukunft ganz gezielt Situtionen schaffen, in denen die beiden in der Anwesenheit der anderen Katze positive Erfahrungen machen können. So lernen sie, dass der andere Kater keine Gefahr darstellt. Auch ein Markertraining ist sinnvoll, damit beide Katzen in Situationen, die zu eskalieren drohen, etwas besser über Signale steuerbar sind.“ Anne Kathrin Mausolf wird gemeinsam mit den Haltern von Mucki und Merlin für jede Katze ein Markersignal, ein Aufmerksamkeitswechselsignal und ein Alternativverhalten üben. „So können Sie eingreifen, bevor die Situation eskaliert und beide in konstruktive Bahnen umlenken, ohne laut werden zu müssen.“ Auch eine Hausaufgabe gibt es für Juliane Müller: Tagebuch führen. „Damit wir genau eingrenzen können, was Mucki in den kritischen Situationen zum Fauchen und in die Selbstverteidigung zwingt“, sagt Anne-Kathrin Mausolf.
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Der Einstieg in die Tierpsychologie Ausbildung Spezialgebiet Katze an der ATN Akademie für Tiernaturheilkunde ist jederzeit möglich. Anmeldung zur Ausbildung erfolgt durch Zusendung des Aufnahmeantrages.
ATN Akademie
ATN AG ist die im deutschsprachigen Raum führende Schule für Tierpsychologie, Verhaltenstherapie und Hundetraining. Sie ist die erste Schule, die reguläre Lehrgänge zu diesen Themen angeboten hat und ein anspruchsvolles Ausbildungskonzept besitzt.