Assistenzhundetrainer Tierberuf
Let the team rock!
Carina Stanek ist eine Senkrechtstarterin. Nach Beendigung ihrer Ausbildung zur Assistenzhundetrainerin bei der ATN setzte sie alles auf eine Karte: sie kündigte ihren Job und lies ein angemietetes Haus zur Schulungs- und Seminarstätte für Hund und Halter umbauen. Nach nur einem Jahr beschäftigt sie drei TrainerInnen, die sich alle intensiv mit „ihren“ Schwerpunkten beschäftigen und einige Assistenzhundeteams ausbilden.
Angst, schlaflose Nächte, immerwährende Müdigkeit, Stunden in Wartezimmern, Schulungen und Gespräche um das immer gleiche Thema: So sieht das Leben von Eltern aus, deren Kind an Diabetes erkrankt ist. Denn sinkt der Blutzucker-Spiegel zu weit ab, besteht Lebensgefahr. Carina Stanek kennt die Sorgen betroffener Eltern aus eigener Erfahrung: Ihre eigene Tochter erkrankte mit acht Jahren an Diabetes Typ 1, eine Autoimmunerkrankung, die Jeden treffen kann.
Erst als Hündin Skyla einzog, normalisierte sich das Familienleben. Vor allem nachts, wenn die Gefahr der Stoffwechsel-Entgleisung und die Angst davor am größten sind. Die Australian Shepherd Dame ist ein Hypo-Hund, ein Frühwarnsystem auf vier Beinen. Skyla unterstützt die Familie im Diabetesmanagement. Ihre Hauptaufgabe ist es, auf nicht angemessenen Zuckerwerte aufmerksam zu machen. Wird sie durch die drohende Unter- oder Ãœberzuckerung ihrer zweibeinigen Arbeitgeberin alarmiert, alarmiert Skyla durch ein extra dafür antrainiertes Zeichen, das ihr Mensch sich kümmern muss. So richtig zur Ruhe kommt Skyla dann erst, wenn der Zuckerspiegel wieder ist, wie er sein soll. Egal, ob „ihr“ kleiner Mensch gerade auf dem Pferd sitzt, im Garten spielt oder schläft.
„Ich war von Skylas Fähigkeiten und der dadurch neu erlangten Lebensqualität so fasziniert, dass ich noch während ihrer Ausbildung beschloss, selbst Assistenzhundetrainerin zu werden“, erzählt die 37-Jährige. Auch, dass sie bei der ATN lernen würde, stand für sie fest, hatte sie doch die Dozentin Dr. Anne-Sophie Müller schon durch Skylas Ausbildung als hochkompetent erlebt und schätzen gelernt.
„Der Beruf des Assistenzhundetrainers beinhaltet alles, was mich ausmacht. Verbindet er doch meine Freude an der Arbeit mit Mensch & Tier“, sagt Carina Stanek. Als langjährige Pädagogin in der Jugendhilfe und psychosoziale Beraterin ist ihr der Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen vertraut. Als Diabetes-erfahrene Mutter kennt sie das Alltagsleben mit der Erkrankung. Ergänzend kommt ihre fast 10-jährige Erfahrung und intensive Ausbildung als PPT-Therapeutin im Bereich der tiergestützten sozialen Arbeit, insbesondere mit Hunden und Pferden, hinzu. Daraus ergeben sich nahezu perfekte Voraussetzungen für die anspruchsvolle Arbeit einer Assistenzhundetrainerin.
Schwerpunkt finden und gut werden
Staneks Kernkompetenz ist die Ausbildung von Hypo-Hunden (Diabetiker-Hunden) und von Begleithunden für Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS-Hunde). Es gibt noch viele weitere Einsatzfelder, die ein Assistenzhundetrainer abdecken kann. Da ein guter Assistenzhundetrainer aber nicht nur einfach Hunde ausbildet, sondern auch und gerade diejenigen, die den jeweiligen Hund brauchen, ist entsprechendes Fachwissen in Bezug auf die verschiedenen Einschränkungen und den Alltag betroffener Menschen erforderlich – und hier kann nun mal niemand alles wissen und kennen. „Man muss seinen Schwerpunkt finden, nicht zuletzt, um in dem, was man tut, auch wirklich gut sein zu können“, sagt Carina Stanek. „“Wenn man versucht, auf allen Hochzeiten zu tanzen, kann das unter Umständen schwierig werden.
Damit ihre Hundeschule auch andere Assistenzhunde ausbilden kann, beschäftigt sie zwei TrainerInnen mit ergänzender Schwerpunktsetzung. Andreas Adler, spezialisiert auf die Ausbildung von Begleithunden für motorisch eingeschränkte Menschen und Yvonne Wörn als Ausbilderin von Assistenzhunden für Menschen im Autismus Spektrum und hör-beeinträchtigte Personen. Beide Mitarbeiter haben ihre Ausbildung zum Assistenzhundetrainer ebenfalls bei der ATN absolviert. Auch die vierte Trainerin bei HumAni, Karina Lemm, wird Ihre Ausbildung zur Assistenzhundetrainerin bei der ATN absolvieren. Aktuell ist sie als Hundetrainerin für die Bereiche Grundausbildung und Kind & Hund zuständig. Zudem unterstützt sie Carina Stanek in der tiergestützten sozialen Arbeit.
Wer Assistenzhunde ausbildet, übernimmt viel Verantwortung. Denn Assistenzhunde sind nicht nur Freizeitkumpel. Für die einen sind sie Sozialhelfer, für die anderen Krankenpfleger und für wieder andere vierbeinige Psychotherapeuten. Wer sich mit den entsprechenden Behinderungen und Krankheitsbildern nicht auskennt, kann die Hunde häufig nicht entsprechend trainieren und/oder den Menschen nicht angemessen anleiten. Der Erfolg bleibt dann häufig aus.
„Hinzu kommt, dass alle unsere Hundebesitzer durch ihre Handicaps mehr oder weniger stark traumatisiert sind. Wir müssen das im Umgang mit ihnen berücksichtigen“, erläutert Carina Stanek, die in vielen Fällen eng mit den Therapeuten und Ärzten ihrer Klienten zusammenarbeitet. „Im Grunde bilden wir gar nicht die Hunde selbst aus. Wir befähigen und unterstützen ihre Halter, sich den jeweils eigenen Hund für die eigenen, einzigartigen Bedürfnisse selbst auszubilden.“ Assistenzhunde sind Teamhunde und Assistenzhundetrainer ist ein pädagogisch-therapeutischer Beruf.
Mayra und Paul
Ist noch kein Hund vorhanden, beginnt die Schulung des beeinträchtigten Menschen bereits vor der Anschaffung. So war es auch bei der vierjährigen Mayra und ihrer Familie, die sich im Augenblick in der Ausbildung bei Carina Stanek befinden. Als Hypo-Hund wird Labrador-Welpe Paul beispielsweise nicht an einen typischen Tag- Nacht -Rhythmus gewöhnt. „Das ist eine von Pauls wichtigsten Aufgaben: den Menschen aus dem Schlaf zu holen, wenn eine Unterzuckerung droht“, so die Assistenzhundetrainerin.
Hypo-Hunde dürfen zu Beginn der Ausbildung vieles, was anderen Hunden als schlechte Erziehung angelastet wird: Bellen, kneifen, ablecken, anspringen, knuffen, am Menschen ziehen, schubsen. Was der Hund anbietet, wird durch positive Verstärkung so kanalisiert, dass daraus eine freudig ausgeführte Hilfeleistung für den Menschen entsteht. So auch bei Mayra und Paul. Gerade ist Carina Stanek zu einer Trainingseinheit bei ihnen. Die Werte der kleinen Diabetikerin zeigen, dass sie demnächst unterzuckern wird. Stanek unterbricht die Beratung der Eltern und konzentriert sich auf Paul. Die kurze Zeit bis zur Zuckergabe muss für sein Training genutzt werden.
Um und auf der Vierjährigen verteilt Stanek rasch Leckerlis. Mayra zieht fröhlich Grimassen, als Paul ihr stürmisch das Gesicht schleckt, an ihr herumschnüffelt und nach den Leckerlis unter ihrem Bein gräbt. „Er soll dabei Mayras typischen Geruch vor einer Unterzuckerung inhalieren und positiv mit Leckerlis assoziieren“, erläutert die Trainerin. So entsteht bei Paul die Verknüpfung: Wenn es so riecht, dann gibt es immer was Gutes für mich.
„Wer einen Assistenzhund haben will, muss vor allem einen Hund haben wollen, nicht einfach nur ein ‚Werkzeug‘“, sagt Carina Stanek. „Sonst steht er die komplexe und intensive Ausbildung nicht durch.“ Deshalb ist es so wichtig, dass ein Assistenzhundetrainer – gerade auch dann, wenn der Schwerpunkt seiner Arbeit auf der Arbeit mit dem beeinträchtigten Menschen liegt – ein erstklassiger Hundetrainer ist und sich auch umfassend mit „Problemverhalten“ auskennt. An der ATN baut die Ausbildung zum Assistenzhundetrainer daher auf der Hundetrainer-Ausbildung auf. Nicht zuletzt auch, um zu verhindern, dass Assistenzhunde in Ausbildung und Einsatz überlastet werden. „Auch dieses Know-how muss dem beeinträchtigten Menschen vermittelt werden: Ausdrucksverhalten lesen können, Stress erkennen, Freiraum gewähren, Pausen schenken. Denn zum einen leidet ein überforderter, missverstandener Hund und zum anderen kann er auch zum Risikofaktor werden.“
Sarah Wedderhoff und Nova
Sarah Wedderhoff, ebenfalls eine Klientin von Carina Stanek, hat in der Zeit der Ausbildung ihrer Nova ungezählte Male ihre Brille ersetzen und reparieren lassen müssen, weil die temperamentvolle Mischlingshündin Unterzuckerungen allzu stürmisch anzeigte. Stürmisch ist Nova noch immer, aber inzwischen hat die einjährige Hündin schon die Mittlere Reife: Bei Unterzuckerung warnt sie Frauchen angemessener. Steht Frauchen nicht auf, reagiert aber noch, apportiert Nova die Tasche mit den benötigten Utensilien, Messgerät, Insulin und Zucker.
Heute wird an der Abituraufgabe gefeilt: Hilfe holen, wenn Frauchen nicht mehr reagiert, auch nicht auf die herbeigeholte Tasche. Nova zögert kurz, dann flitzt sie zu Carina Stanek, die einen Notbutton in der Hand hält. Mit der Schnauze drückt sie den Knopf und saust zu Frauchen zurück, um ihr Leckerli und viel Lob abzuholen.
Bei der Ausbildung von Anzeigehunden läuft nichts nach Plan. „Das Training richtet sich gerade bei den Hypo-Hunden nach Körperfunktionen und -reaktionen“, so Stanek. „Die folgen keinem Plan, schließlich kann der Besitzer ja nicht bewusst in eine Unterzuckerung gebracht werden.“ Oder in eine Situation, die einen Anfall provoziert oder die Begleiterscheinungen einer Belastungsstörung. In der Ausbildung beispielsweise von Hilfs-, Blindenführ- oder Signalhunden kann systematischer vorgegangen werden. Für Mayra und Paul, Sarah Wedderhoff und Nova und viele andere bleiben die Ausbildung und das Leben mit Assistenzhund dennoch ein Abenteuer – ein anstrengendes, spannendes und einzigartiges, und vielleicht zugleich das Abenteuer ihres Lebens.
Weitere Infos zur Assistenzhundetrainer Ausbildung erhalten Sie hier:
Der Einstieg in die Assistenzhundetrainer Ausbildung an der ATN Akademie für Tiernaturheilkunde ist jederzeit möglich. Anmeldung zur Assistenzhundetrainer Ausbildung erfolgt durch Zusendung des Aufnahmeantrages.
ATN Akademie
ATN AG ist die im deutschsprachigen Raum führende Schule für Tierpsychologie, Verhaltenstherapie und Hundetraining. Sie ist die erste Schule, die reguläre Lehrgänge zu diesen Themen angeboten hat und ein anspruchsvolles Ausbildungskonzept besitzt.