
Wissenschaftliche Studien an der ATN
Ergebnisse der "Bello Studie"
„Pet dogs home alone – a videobased study“
Umfangreiche Datensammlung der Bello-Studie
Die Auswertung der Videoaufzeichnungen mit Hilfe des Analyseprogramms „Solomon coder“ lieferte uns eine Fülle von Datenmaterial zu Aktivitätsniveau, Liegepositionen, Aufenthaltsorten, Lautäußerungen und weiteren Verhaltensweisen.
Die Ergebnisse stellen wir hier im Detail vor.
Aktivitätsniveau. Liegepositionen und Aufenthaltsorte
Auffallende Ergebnisse der Bello-Studie

Aktivitätsniveau
Überwiegend lagen die Hunde während dem Alleinsein an ihren bevorzugten Plätzen. In 22% der Zeit zeigten Hunde leichte Aktivität, wie z.B. Liegen mit erhobenem Kopf, Sitzen oder Stehen.
Nur in 1,9% der Zeit zeigten sie stärkere Aktivität wie z.B. Umherlaufen oder Umherrennen. Das beobachtete Aktivitätslevel für alle 77 Hunde betrug insgesamt 23,9 %. Das ist bedeutend niedriger als es in Studien für klinisch auffällige Hunde berichtet wurde. Im Vergleich der Daten von zwei anderen Studien, die mit nicht klinischen Hunden durchgeführt wurden, liegen diese Werte im unteren Bereich.
Wir akquirierten unsere Probanden im Umfeld der ATN und ATM. Daher könnten unsere teilnehmenden Hundehalter aufmerksamer und sensibler bezüglich trennungsbedingen Verhaltens sein als der Durchschnitt der Hundehalter.
In unserer Studie fanden wir weder destruktives Verhalten noch Verschmutzung der Wohnung, selbst längere Phasen von Unruhe und Winseln waren selten.
Aktivitätsniveau – Rüde vs Hündin, Einzelhaltung vs Mehrhundehaltung
Wir fanden keine signifikanten Unterschiede in der Aktivität zwischen Rüden und Hündinnen, aber einen klaren signifikanten Unterschied, ob Hunde alleine oder mit anderen Hunden zusammenlebten.
In den Haushalten mit mehreren Hunden war insbesondere in der ersten Stunde des Alleinseins das Niveau der Aktivität höher als in der Einzelhaltung.
In der zweiten und dritten Stunde des Alleineseins gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Einzelhaltung und Mehrhundehaltung.


Liegepositionen und Aufenthaltsorte
Wir fanden einen deutlichen geschlechtsbezogenen Unterschied in den bevorzugten Aufenthaltsorten. Rüden lagen signifikant häufiger nahe der Tür, durch welche der Besitzer die Wohnung verlassen hatte.
Ergänzend zur generell niedrigeren Zeitdauer, die Hündinnen an der Eingangstür verbrachten, schienen Hündinnen dieses Verhalten mit der Dauer der Abwesenheit des Besitzers weniger zu zeigen, während Rüden dieses Verhalten mit Zunahme der Zeit der Abwesenheit des Besitzers stärker zeigten.
Einzelhaltung oder Mehrhundehaltung spiele keine signifikante Rolle bezüglich des Liegens vor der Eingangstür.
Lautäußerungen
Im Gesamten gesehen waren die Lautäusserungen ziemlich niedrig, aber wir fanden Unterschiede – abhängig von Geschlecht und Anzahl der Hunde im Haushalt.
Bellen: 15, 8 % der Hündinnen and 38,5 % der Rüden zeigten Bellverhalten. Hunde in Mehrhundehaltung bellten generell öfter, insbesondere die Rüden bellten mehr.
Heulen: Wir fanden geschlechtsbezogene signifikante Unterschiede. Rüden heulten mehr. Heulen wurde durch die Anwesenheit von anderen Familienhunden nicht signifikant reduziert.
Winseln: Durch die Anwesenheit von Artgenossen wurde Winseln nicht signifikant reduziert.

Veröffentlichung im hoch angesehenen Wissenschaftsmagazin „Applied Animal Behaviour Science“
Erste ATN-Studie "Haushunde alleine zuhause"
Die ATN-Studie mit dem Originaltitel „Pet dogs home alone – a videobased study“ haben wir als “open source” veröffentlichen lassen, sodass dieser wissenschaftliche Artikel von allen Interessenten ohne zusätzliche Kosten gelesen werden kann.
Emotionale Hintergründe der beobachteten Verhaltensunterschiede
Erfassung physiologischer Reaktionen

Auf die Erhebung von Laborwerten musste verzichtet werden
Inwieweit gezeigtes Verhalten stressinduziert ist, konnten wir nicht beantworten. Dazu wäre die parallele Erfassung physiologischer Reaktionen nötig gewesen. Das von uns gewählte Studienkonzept machte aber die Abwesenheit von Menschen zwingend notwendig. Laborwerte wären durch menschliche Anwesenheit bei der Entnahme von Blut- oder Speichelproben zur Erfassung von Stresshormonen bereits verfälscht worden.
Eine Entnahme nach Beendigung der Beobachtung hätte nicht die Gegebenheiten während des Alleinseins erfasst. Die Stressbewertung anhand von Herzfrequenzvariabilität wäre im Rahmen unseres Settings (Privathaushalte) ebenfalls nicht fachgerecht durchführbar gewesen.
Ohne physiologische Messungen lässt unsere Studie keine endgültigen Rückschlüsse auf die emotionalen Hintergründe der beobachteten Verhaltensunterschiede zu. Sie liefert dennoch wichtige Anhaltspunkte für weitere Forschung und zeigt die Bedeutung der individuellen Beobachtung und Einschätzung von Hunden in diesem Kontext.